Wieviel kostet eine handgemachte Karte?
Im heutigen Stempel-ABC habe ich ein schwieriges Thema für Euch, über das viele Leute nachdenken und ich denke, es muss recht differenziert betrachtet werden, daher Vorsicht, der Artikel ist lang:
Wieviel kostet eine handgemachte Karte?
Als Beispiel für dieses Thema habe ich eine Karte aus dem Hauptkatalog von Stampin Up gewählt und diese gecased (einfach gesagt, ähnlich nachgebastelt). Es ist eine Einladung zur Taufe. In Screenshots erkläre ich Dir die Kalkulation. Im Freebie-Bereich findest Du die Datei. Melde zu meinem Newsletter an, wenn Du regelmäßig über Freebies und neue Videos informiert werden möchtest.
Warum sollte man das Thema meiner Meinung nach differenziert betrachten?
Die Frage ist sicherlich jeweils anders zu beantworten, wenn man sich die Frage stellt:
- als jemand, der viel bastelt, schon gut eingedeckt ist und ein größeres Projekt macht oder etwas verschenken möchte
- als jemand der zum ersten Mal bastelt und sich ein größeres Projekt vorgenommen hat (z.B. eben Einladungen zur Taufe oder zur Hochzeit)
- als jemand, der Karten verkaufen und damit Geld verdienen möchte
- als Käufer bzw. Auftraggeber einer Karte
Fangen wir mal mit den unterschiedlichen Gruppen an:
Jemand, der viel bastelt, schon gut eingedeckt ist und ein größeres Projekt vor hat
Diese Person hat schon viele Stempelsets und Grundzubehör wie Stempelkissen, Schneidebrett, Acrylblöcke etc. schon zu Hause. Bastelt die Person etwas als Geschenk oder einfach für private Zwecke, wird sie höchstens an simplen Materialkosten interessiert sein. Dabei ist es uninteressant, ob Teile eines Materialpakets (Set Farbkarton) übrigbleiben oder nicht. Übrig gebliebenes Material wird einfach irgendwann für etwas anderes verwendet.
Um die Materialkosten pro Stück zu errechnen brauche ich die folgenden Informationen: 1. was brauche ich?, 2. was kostet ein Paket dieses Materials (z.B. Set Farbkarton = 9,75€), 3. wieviel Stück oder Meter sind in einem Paket (z.B. 24 Blätter im Set Farbkarton), 4. wieviel brauche ich von dem Material. Das Model errechnet einen Preis pro Stück bzw. Meter und daher wieviel mein Material für die Karte kostet.
Am Beispiel der Karte oben, sind es eine Grundkarte, die die Hälfte von einem DINA4 Blatt ist (also 0,5), ein Streifen weiß ca. 3×14,5cm (da bekomme ich ca. 14 Stück aus einem DINA4 Blatt raus, 1/14 = 0,07). Ich klebe innen 1/4 von einem weißen DINA4 Blatt hinein, auf das geschrieben werden kann (also 0,25).
Ich brauche etwas Papier für die Blumen, einen Dimensional und ca. 50cm vom Kleberoller Snail. Kleber werden gerne bei der Kalkulation vergessen. Wie ihr seht, machen sich jedoch häufig den größten Kostenblock aus. Aus den Einzelteilen ergeben sich 66 Cent pro Stück.
Im Bereich Zubehör würde ein Vielbastler nicht unbedingt pro Projekt rechnen, sondern pro Werk, das er damit basteln möchte. Um es einfach zu machen, habe ich angenommen, ich würde mit jedem Zubehör 100 Werke basteln. Das Stempelset Segensfeste würde hier z.B. dann 31 Cent pro Werk kosten, ein Stempelblock I 15 Cent etc. Eine Schneidebrett würde ein Vielbastler allerdings wahrscheinlich eher für 1000 oder mehr Werke verwenden 😀 Würde man grob nur mit z.B. 50 Einladungen zur Taufe und 50 Dankeskarten basteln, hieße das im Beispiel-Fall 82 Cent pro Werk für das Zubehör und mit den Materialkosten zusammen dann 1,48€.
Jemand, der zum ersten Mal bastelt und ein großes Projekt vor hat
Gehen wir mal zu der Gruppe der Leute über, die zum ersten Mal bastelt, weil sie z.B. Hochzeitseinladungen selbst machen möchte oder eben Einladungen zur Taufe und passende Dankeskarten. Oder auch anders gesagt….wie alles anfängt und wie man zum Vielbastler wird 😀
Ich selbst habe für unsere Hochzeit ebenfalls die Einladungen, die Gastgeschenke und die gesamte Papeterie, sowie Dankeskarten selbst gemacht. Auch die Einladungen zur Taufe unseres Sohnes sowie die Dankeskarten für Geburtglückwünsche und Taufe waren schnell gemacht.
Man muss sich vorher natürlich immer die Frage stellen, ob man den Aufwand selbst treiben möchte oder es machen lässt. Die eigene Arbeitszeit für private Zwecke ist ja an sich kostenlos. Wer gerne selbst kreativ wird oder einfach individuelle und persönliche Einladungen möchte und die Arbeit nicht scheut, wird sich für die Kosten des Materials & Zubehörs interessieren. Die Person wird die Kosten der handgemachten Karte mit der einer gedruckten (z.B. von einem Online-Anbieter) vergleichen. Dabei wird sich vielleicht zeigen wie günstig ein tolles individuelles Werk sein kann oder man falls teurer als gedruckt, muss man entscheiden, ob es einem das Wert ist. Es kommt sicher auf den Anlass und die Menge an.
Für Einmal-Projekte von Einsteigern würde ich wie folgt vorgehen:
1. Aus wievielen Werke besteht mein Projekt? (z.B. 100 Einladungskarten), 2. Was brauche ich?, 3. Was kostet ein Paket dieses Materials?, 4. Wieviel Stück bzw. Meter sind im Paket?, 5. wieviel brauche ich pro Werk (Erklärung siehe oben)?.
Mein Modell errechnet hier wieviel von dem Material ich für das gesamte Projekt brauche. Hier habe ich das gesamte flüsterweisse Papier zusammengerechnet, weil es einfacher für die Kalkulation ist. Als nächstes rechnet sich wieviele Pakete ich kaufen muss. Hier runde ich selbstverständlich auf, weil ich keine halben Pakete kaufen kann und nehme in Kauf, wenn was übrig bleibt. Zum Schluss errechne ich die Gesamtkosten pro Material, die Gesamtmaterialkosten für das Projekt und pro Stück.
Das gleiche mache ich für das Zubehör, schließlich wird dieses nur für das Projekt gekauft. Hieraus ergibt sich bei 100 Karten ein Gesamtpreis von 169,75€ bei meinem Beispiel und das wären 1,70€ pro Stück. Nicht schlecht oder? Im Vergleich zu gedruckten Karten, ist das häufig unschlagbar! Der Preis hängt extrem von der Menge ab, da eben das meiste Material als Paket gekauft wird und je nach Menge Einiges übrig bleiben kann bzw. weil sich die Zubehörkosten auf mehr oder weniger Werke verteilen. Ein kleines Beispiel zur Kostenentwicklung siehst Du hier: In diesem Fall würde das bedeuten, bei einer kleinen Feier mit ca. 20 Einladungen müsste ich mir das vielleicht überlegen mit 5,81€ pro Stück. Bei einer Hochzeit mit 50 oder 100 Einladungen, oder wenn man nicht nur Einladungskarten, sondern auch Dankeskarten und vielleicht sogar noch Menüs etc. bastelt, wird der Preis meiner Meinung nach unschlagbar – die Karte im Beispiel 1,70€ bei 100 Stück!
Sparen kann man noch beim:
Innenblatt: Kopierpapier mit ausgedrucktem Text ist günstiger als Farbkarton; Kleber: Nachfüller kaufen, ist günstiger als neuer Kleber; Papier: wieviele Lagen Papier brauche ich? Wieviel verschiedene Farben Papier? Stempelkissen: reicht eine Farbe oder brauche ich zwei? Stempelsets: welches Stempelset hat möglichst viele Sprüche & Motive, die ich gebrauchen kann?……..
Möchtest Du ein solches Projekt angehen, unterstütze ich Dich gerne bei der Planung und berate Dich bei Material und Zubehör von Stampin Up. Schreib oder ruf mich einfach an.
Jemand, der Karten verkaufen und damit Geld verdienen möchte
Jemand, der mit dem Verkauf von Karten Geld verdienen möchte, muss noch einige Punkte mehr in seine Kalkulation einbeziehen. Die wichtigsten werden seine Zeit und weitere fixe Kosten sein. Ich möchte hier einige zusätzlichen Punkte auflisten:
Weiteres Material: Umschläge für Karten, Schutzhüllen für Karten, Label mit eigenen Kontaktdaten
Weiteres Zubehör: Copyright/bzw. Angelpolicy Stempelset, Stempelreiniger, Stempelreinigungsbox, Ersatzschneideklingen….
Weitere Fixkosten: Gebühren bei z.B. Dawanda oder Marktgebühren, Verkaufstisch oder Dekoelemente für Verkauf, Flyer, Visitenkarten, Steuern, Versicherung, Gewerbeschein, Ordnungssysteme für dein Material zu Hause, Versandkosten im Einkauf…..
Nun zum Thema ‚Zeit‘. Wenn man Geld verdienen möchte, muss man also bei der Kalkulation einer Karte seine Zeit einrechnen. Wenn man viele gleiche Werke am Stück bastelt und Vielbastler ist, kommt man vielleicht mit 15 Minuten oder weniger pro Karte aus. Ist das Werk komplizierter kann es aber auch schon mal 30 oder 60 Minuten sein. Begeisterte Bastler wissen wovon ich spreche. Der Mindestlohn in 2017 in Deutschland ist 8,84€. Bei 15 Minuten sind dies 2,21€ pro Karte! Jetzt die Frage: möchtest Du nur einen Mindestlohn verdienen? Was ist mit der Zeit, die auf dem Markt stehst oder Produkte bei Dawanda einstellst? Was ist mit der Zeit für Vorbereitung, die Idee, den Einkauf des Materials etc.? Wie Du einen Preis Deiner Stunde errechnest oder bepreist, musst Du entscheiden. Ein guter Handwerker wird irgendwas zwischen 40 und sogar 80€ berechnen. Mein Fazit: wenn Du wirklich nur mit Kartenverkauf Geld verdienen möchtest, musst Du das Material mit dem Faktor 4 oder 5 hochrechen, einfache Projekte und diese in großen Mengen machen. Oder, ihr macht es so wie ich, verkauft nur, was ihr zum Spaß gebastelt habt und freut Euch, wenn etwas mehr als das Material bei rumkommt 🙂
Käufer bzw. Auftraggeber einer Karte
Jeder, der eine handgemachte Karte kauft oder in Auftrag geben möchte, sollte die vorherigen Kapitel lesen. Der Auftraggeber sollte wissen, dass die Karte stark von der Komplexität abhängt und alleine die Materialkosten bei kleinen Mengen bei durchschnittlich 1,50€ (mit Umschlag und Schutzhülle bei ca. 1,55€) liegen. Sollte der Verkäufer also einen Preis von 4-5€ pro Karte ansetzen, sollte man sich aufgrund der Zeit für Vorbereitung und Umsetzung einer Karte wirklich nicht über den Preis ärgern oder handeln wollen, sondern sich sogar freuen. Möchte der Käufer eine schönes, individuelles, handgemachtes Werk haben wollen, sollte es den Preis wert sein.
Ich hoffe, die Übersicht hat Euch gefallen. Solltet Ihr noch Ideen zu dem Thema haben, nehme ich sie noch gerne in dem Artikel auf.
16 Kommentare
Anna
Hallo Eva,
wirklich ein toller und interessanter Beitrag.
Bin auch gerade am Basteln eigener Karten im Format B6 (120x170mm)
und bin gerade auf der Suche nach passenden Umschläge und Schutzhülle.
Du schreibst in deinem Beitrag „… alleine die Materialkosten bei kleinen Mengen bei durchschnittlich 1,50€ (mit Umschlag und Schutzhülle bei ca. 1,55€) liegen“ -> also mit Umschlag & Schutzhülle nur 5 Cent mehr Kosten?
Ich finde passende Umschläge ab min. 15 Cent und Schutzhüllen ab ca. 5 Cent (also zusammen min. 20 Cent)… vielleicht kannst du mir ja einen Tipp geben, wo ich relativ preiswerte Umschläge bzw. Schutzhüllen beziehen kann? Würde die Kosten gerne so gering wie möglich halten…
Vielen Dank für deine Hilfe
Anna
Bastelengel
Hallo Anna,
günstige Kartenumschläge sind nicht einfach zu finden. Meine für A6 Karten bekomme ich von Rossmann.
Kommt auch sehr auf die Qualität an.
LG Eva
Claudia Manderla
Hi,
klasse dein Beitrag!
Dankeschön dafür….
Bastelengel
Hallo Claudia,
freut mich, dass Dir der Beitrag gefällt. Danke Dir!
LG Eva
Caros Bastelbude
Vielen Dank für deinen tollen Beitrag. Er war sehr interessant zu lesen und ist eine wunderbare Hilfe. Ich kann mich nur den anderen anschließen. Hoffentlich lesen deinen Beitrag ganz viele Menschen.
LG, Caro
Bastelengel
Hallo Caro,
danke für Deinen lieben Kommentar. Freut mich, dass ich mit dem Beitrag behilflich sein kann!
LG Eva
Bastelengel
Hallo Caro,
danke für Deinen lieben Kommentar. Freut mich, dass ich mit dem Beitrag behilflich sein kann!
LG Eva
Silvia
Tolle Idee diese Kalkulation mal zu veröffentlichen. Habe mir auch gerade Gedanken gemacht, was Karten so kosten sollen. würde mich über dein Kalkulationsmodel freuen.
Liebe Grüße
Silvia
Bastelengel
Hallo Silvia,
vielen lieben Dank! Freut mich, dass Du diesen Artikel hilfreich findest.
Du kannst Dich gerne zum Newsletter anmelden und bekommst dann die Datei zugeschickt.
LG Eva
Katrin
Ein wirklich sehr interessanter Artikel zu einem schwierigen Thema. Ich bastel ja selten für andere zum Verkauf, aber das ist eine sehr gute Erklärung.
Schönen Sonntag noch!
Katrin aus K.
Bastelengel
Hallo Katrin,
vielen lieben Dank! Freut mich, dass Dir der Artikel gefällt.
LG Eva
TanjaK.
Danke für den tollen Artikel! Mit ein paar Frauen bastel ich seit ein paar Jahren für den Adventbasar der Gemeinde. Wir bringen die Austattung (Stanzen, Stempel, Farbe, Verzierschnickschnack, Klebe u.ä.) mit, spenden unsere Zeit (das tun wir gern, denn basteln ist unser Hobby) und müssen uns dann beim Basar anhören, dass 2,00 € für eine Karte inkl. Umschlag viel zu teuer ist… Der Erlös wird übrigens komplett an ein Projekt in Brasilien gespendet. Ich glaube ich drucke deinen Artikel mal aus und drücke ihn den Meckerköpfen in die Hand 🙂
Vielen Dank TanjaK.
Bastelengel
Hallo Tanja,
das ist eine gute Idee! Danke für Deinen Kommentar. Selbst bei Spendenaktionen sich über 2€ zu beschweren ist schon wirklich krass.
Zum Glück ist mir schon lange kein Nörgler bei meinen 3,50€ untergekommen. Wenn, dann kaufen sie es einfach nicht und das ist ok so. Aber es wäre toll, wenn das Verständnis für die Arbeit größer wäre.
Schön ist es aber vielleicht auch für Neulinge zu lesen, wie günstig sie eigene Einladungen etc. herstellen können, wenn ihnen der Zeiteinsatz egal ist.
Sollten möchglist viele Leute auf das Thema aufmerksam werden, darf der Artikel natürlich herzlich gerne geteilt und verbreitet werden.
LG Eva
RuthT
Sich über 2 € für ne selbstgemachte Karte zu beschweren, ist schon unverschämt! Dafür bekomme ich hier nicht mal ne industriell hergestellte Karte! Solchen Leuten sollte man einfach den Allerwertesten zudrehen. Es steht doch jedem frei, so eine Karte zu kaufen. Aber über so einen Preis zu meckern, da kann man nur den Kopf schütteln!
Lasst euch den Spaß von solchen „Meckerbüddeln“ (Plattdeutsch ?) nicht verderben!
LG
Franziska
Ein prima Artikel Eva! Leider ist es immer wieder so, dass der Wert einer handgearbeiteten Karte nicht geschätzt wird. Ich hoffe dass ganz, ganz viele Leute deinen Artikel lesen!
Danke dafür und viele Grüße Franziska
Bastelengel
Hallo Franziska,
vielen lieben Dank! Es wäre schön, wenn viele die Karten kaufen verstehen, was dahinter steckt.
Schön ist aber auch für Leute, die selbst Einladungen etc. basteln wollen und denen der Zeiteinsatz egal ist, wie günstig man eigene Projekte umsetzen kann.
LG Eva